Nicht nur ein gesünderer, sondern auch ein besserer Mensch werden
Jetzt ist wieder die Zeit der guten Vorsätze. Ende Dezember und Anfang Januar herrscht Aufbruchsstimmung. Es ist schon fast ein Ritual: Jedes Jahr nehmen wir uns aufs Neue vor, weniger Alkohol zu trinken, abzunehmen, mehr Sport zu betreiben, mit dem Rauchen aufzuhören usw. Die Mehrheit der Vorsätze dreht sich dabei um ein gesünderes Leben. Nicht, dass das schlecht ist, aber wieso fokussieren wir uns bei unseren Verbesserungsvorhaben fast ausschliesslich auf unseren Körper und nicht auf unsere Seele? Nehmen wir uns doch dieses Jahr auch mal vor, ein besserer, statt nur ein gesünderer Mensch zu werden.
Viele Menschen glauben, dass sie durch eine positive physische Veränderung ein glücklicheres und somit besseres Leben haben werden. Natürlich lebt es sich angenehmer, wenn es unserem Körper gut geht, nichtsdestotrotz garantiert körperliches Wohlergehen allein noch kein glückliches Leben. Zufriedenheit ist schlussendlich immer eine Sache der persönlichen Einstellung gegenüber unserem Dasein, gegenüber unserem Schicksal. Zufriedenheit entspringt einer gesunden Seele. Aus diesem Grund sollten wir uns nicht nur der körperlichen, sondern auch der seelischen Gesundheit widmen.
Mittels sportlicher Tätigkeit und ausgewogener Ernährung werden wir zu leistungsfähigeren, fitteren und gesünderen Menschen. Was können wir aber tun, damit wir auch bessere Menschen werden?
Eigentlich wissen wir alle, was ein guter Mensch ist, was gute Handlungen und Verhaltensweisen sind. Trotzdem fällt es uns zeitweilen schwer, diese auch umzusetzen. Dies obwohl wir es im Nachhinein immer bereuen, wenn wir das richtige Verhalten im Moment, als sich die Möglichkeit dazu bot, nicht gezeigt haben. Wir bereuen, wenn wir jemandem in Not nicht geholfen haben, wenn wir geschwiegen, statt uns für eine gute Sache eingesetzt zu haben, wenn wir es unterlassen haben, jemanden zu loben, der es verdient hätte oder wenn wir unserem Ärger freien Lauf gelassen haben.
Nehmen wir uns deshalb doch für die Zukunft vor, dass wir unsere Verhaltensweisen so anpassen, dass wir ein besserer Mensch werden. Das Schöne daran ist, dass wir damit nicht nur die Welt verbessern, sondern gleichzeitig auch unserer Seele Gutes tun und dadurch zufriedener und glücklicher werden.
Einige Ideen für Vorsätze um ein besserer Mensch zu werden:
Komplimente machen
Nehmen wir uns vor, dass wir mindestens einmal pro Woche einer Person, die es verdient hat, ein bewusstes Kompliment machen. Mit Lob und Komplimenten zeigen wir Wertschätzung gegenüber den Leistungen anderer Menschen. Wir alle erfreuen uns über Anerkennung und Lob von anderen Menschen, statt darauf zu warten, dass wir gelobt werden, loben wir doch einfach andere. Wenn wir loben, dann dürfen wir das aber nie mit der Absicht oder der Erwartung tun, dass wir ebenfalls gelobt werden.
Grosszügig sein
„Geben ist seliger als Nehmen“ steht in der Bibel. Gemäss einer Studie der Uni Zürich und der Uni Lübeck ist es sogar so, dass grosszügige Menschen glücklicher sind, als jene, die nur an sich denken. Dabei betont Professor Philippe Tobler vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Zürich: „Man braucht nicht gleich aufopfernd selbstlos zu werden, um sich glücklicher zu fühlen. Ein bisschen grosszügiger zu werden reicht bereits aus.“
Also, nehmen wir uns doch vor, dass wir mindestens einmal pro Woche ohne offensichtlichen Grund grosszügig sind: Machen wir unserer Partnerin oder unserem Partner ein kleines Geschenk, bringen wir unseren Mitarbeitern etwas mit, spenden wir etwas, offerieren wir einen Sitzplatz im Bus, lassen wir auf der Strasse einem anderen Autofahrer Platz, damit er sich vor uns einreihen kann, schenken wir unsere Zeit und unsere Fähigkeiten für eine gute Sache.
Tue Gutes
Wir alle haben Stärken und Schwächen. Niemand von uns ist in der Lage, dass wir alles alleine schaffen. Alle sind wir manchmal in Situationen, in denen wir auf die Hilfe von anderen angewiesen sind, wir befinden uns aber auch immer wieder in Situationen, wo wir anderen helfen könnten. Tun wir es.
Wann haben sie das letzte Mal angehalten, als sie ein Auto auf dem Pannenstreifen gesehen haben? Wann haben sie das letzte Mal jemandem geholfen, der Mühe hatte etwas zu tragen? Wann haben sie das letzte Mal jemandem den Weg gezeigt, der offensichtlich nicht ortskundig ist? Wann haben sie das letzte Mal jemandem Geld gegeben, der an der Kasse gemerkt hat, dass er selber nicht genügend hat? Jeden Tag bieten sich unzählige Möglichkeiten um Gutes zu tun.
Nehmen wir uns vor, mindestens einmal pro Woche bewusst eine gute Tat zu vollbringen. Denken sie daran: Wenn wir anderen etwas Gutes tun, dann tut dies auch uns gut!
Positiv und anständig sein
Nehmen wir uns vor, dass wir all unseren Mitmenschen positiv und anständig entgegentreten. Auch wenn uns manche Menschen mit ihrem Verhalten verärgern oder uns gar mit ihren Aussagen verletzten, bleiben wir anständig und positiv. Wahre Stärke liegt darin, dass man in angespannten Situationen ein kühlen Kopf bewahrt und sich selber nicht durch die Negativität anstecken lässt. Ein wichtiges Element diesbezüglich ist die Art der Kommunikation. Lassen wir unsere Sprache nicht durch Emotionen leiten, bleiben wir in der Wortwahl besonnen und anständig. „Mit bösen Worten, die man ungesagt hinunterschluckt“, so Winston Churchill „hat sich noch niemand den Magen verdorben“.
Nehmen wir uns also vor, dass wir immer anständig bleiben, dass wir gewisse negativen Wörter, insbesondere Schimpfwörter, aus unserem Vokabular verbannen, oder diese zumindest nur sehr gezielt und sparsam einsetzen.
So, ich hoffe, ich konnte sie dazu motivieren, dass sie sich für das neue Jahr nicht nur gesundheitsbezogene Vorsätze machen, sondern versuchen auch ein besserer Mensch und somit ein zufriedener Mensch zu werden. Es ist übrigens auch etwas einfacher ein besserer, als ein gesünderer Mensch zu werden. Wenn sie nämlich bereits ein einziges Mal ein Kompliment machen, sich Grosszügig gezeigt haben, eine gute Tat vollbracht haben oder ein einziges Mal gegenüber einem Mitmenschen etwas anständiger und positiver aufgetreten sind, dann haben sie eigentlich schon erfüllt und die Welt ein bisschen besser und sich ein bisschen zufriedener gemacht!
So, wenn Ihnen meine Gedanken gefallen haben und ich sie ein bisschen inspirieren konnte, dann schicken sie mir doch eine Postkarte (Mathias Müller, Sur Mont Triller 15, 2534 Orvin). Unter all den Einsendungen, werde ich bis Ende Januar 2020 eine Person auswählen und ihr dann das Buch „Selbstbetrachtungen“ von Marcus Aurelius schenken (Bitte Eure Adresse auf der Postkarte vermerken).