Bodenständige Sozialdemokratie oder linke Abgehobenheit? Ein Gespräch mit SP-Nationalrätin Andrea Zryd
Die Sozialdemokratische Partei verliert den Bezug zu ihren Wurzeln und muss sich grundlegend hinterfragen – das sagt Andrea Zryd, SP-Nationalrätin und Sportwissenschaftlerin, im Podcast Der Stoische Pirat. In einer offenen Diskussion mit Mathias Müller, alias Der Stoische Pirat, spricht sie über Bodenständigkeit, soziale Gerechtigkeit, Diversität und den Antisemitismus in der Schweiz.
Vom Oberland in die Bundespolitik
Andrea Zryd wuchs in Adelboden auf, einem konservativen Bergdorf, und landete über das Studium in Magglingen im Seeland. Sie sieht sich als bodenständige Sozialdemokratin und betont, dass der menschliche Faktor in der Politik oft zu kurz komme. "Ich bin eine Sozialdemokratin, aber ich mag es, an der Basis zu sein", erklärt sie. Ihre politische Prägung erhielt sie nicht zuletzt durch ihren Vater, der in einem stark bürgerlichen Umfeld für soziale Gerechtigkeit kämpfte.
Die SP und der Verlust der Bodenhaftung
Müller spricht die Entfremdung der SP von ihren ursprünglichen Werten an: "Ist das nicht ein Problem, dass die SP heute zu abgehoben ist?" Zryd gibt zu, dass die Partei kommunikativ Fehler gemacht hat: "Wir müssen mehr an die Basis zurückbuchstabieren. Das Gedankengut stimmt für mich, aber die Art und Weise, wie wir es kommunizieren, scheint schwierig zu sein." Sie betont, dass es nicht sein kann, dass Arbeiter sich plötzlich von der SVP besser vertreten fühlen als von der SP. "Da müssen wir uns hinterfragen."
Staat und Verantwortung - ein ewiges Spannungsfeld
Ein zentrales Thema des Gesprächs ist die Rolle des Staates. Während Müller für eine schlanke, liberale Ordnung plädiert, sieht Zryd eine Notwendigkeit für einen starken Staat: "Ich befürworte einen Staat, der für alle sorgt, nicht nur für wenige." Gleichzeitig kritisiert sie eine überbordende Bürokratie: "Wenn der Staat nur noch einschränkt, wird es problematisch."
Antisemitismus und linke Blindheit
Ein besonders kritischer Punkt ist der Umgang der politischen Linken mit dem wachsenden Antisemitismus. Müller wirft der Linken vor, vor lauter Angst vor politischer Unkorrektheit nicht klar zu benennen, woher der neue Antisemitismus kommt. Zryd gibt zu: "Es gibt eine extreme Seite der Linken, die nicht genug dagegen tut. Das ist falsch. Keine Sekunde darf Antisemitismus geduldet werden." Sie betont aber auch, dass sowohl rechte als auch linke Parteien Verantwortung tragen.
SP und die Armee: Zeit für ein Umdenken?
In der Sicherheitskommission des Nationalrats setzt sich Zryd für eine pragmatische Haltung gegenüber der Schweizer Armee ein. Dennoch steht in den Parteistatuten der SP nach wie vor die Forderung nach einer Abschaffung des Militärs. "Ich würde das gerne rausnehmen", sagt sie offen. "Es ist nicht mehr zeitgemäss. Die Welt zeigt uns aktuell etwas anderes."
Politik braucht junge Menschen
Am Ende des Gesprächs richtet Zryd einen Appell an die Zuhörer: "Liebe junge Menschen, kommt in die Politik! Wir brauchen euch!" Trotz Meinungsverschiedenheiten betonen Müller und Zryd die Wichtigkeit des gegenseitigen Zuhörens. "Wir sind Menschen, keine Parteiprogramme. Wenn es hart auf hart kommt, müssen wir zusammenhalten."
Das gesamte Interview mit Andrea Zryd kann auf YouTube und als Podcast angehört werden. Wer eine ehrliche, spannende Diskussion ohne Parteischablonen erleben möchte, sollte es sich nicht entgehen lassen.
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