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Cobra Kai: Sieben Lehren der Netflix-Serie


In diesem Text geht es um eine unerwartete Entdeckung, die ich gemacht habe, eine Entdeckung, die mich absolut positiv überrascht hat. Es ist ein typisches Beispiel von Erwartungmanagement. Sie kennen das: Wenn man nichts erwartet und dann viel mehr erhält, dann löst dies Begeisterung aus. Genau dies ist mir passiert. Folgend die sieben Lehren der Netflix Serie «Cobra Kai».


«Cobra Kai» ist genau die Serie, die unsere Zeit braucht… Kein Wunder ist die Serie seit 2018 sehr erfolgreich und zwar bei den jungen, wie auch älteren Generationen.


"Cobra Kai", ist eine Netflix-Serie, die auf der "Karate Kid"-Filmreihe basiert. Sie ist aber bedeutend mehr als nur eine Wiederbelebung einer populären Saga; es ist eine feinsinnige Darstellung von menschlicher Komplexität, moralischer Ambivalenz und der verblüffenden Auswirkungen unserer Vergangenheit auf unsere Gegenwart.



Die Serie stellt traditionelle Erzählströme in Frage, indem sie eine dynamische, vielschichtige Charakterisierung bietet, die das binäre Konzept von Gut und Böse untergräbt.


Zum Herzstück der Serie gehört die Tatsache, dass es keine eindeutigen Helden oder Bösewichte gibt.


Die Hauptfiguren - Daniel LaRusso, Johnny Lawrence und ihre Schüler - sind komplexe Charaktere mit einem reichen Hintergrund an Erfahrungen und Überzeugungen, die wiederum ihre Handlungen beeinflussen.


Sie sind weder vollständig gut noch vollständig böse, sondern vielmehr ein Konglomerat ihrer Vergangenheit, die ihre gegenwärtigen Entscheidungen prägt.


Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist Johnny, der, obwohl er in der Originalfilmreihe als Bösewicht dargestellt wird, in der Serie eine Chance auf Wiedergutmachung erhält. Sein Versuch, Cobra Kai zu rehabilitieren, zeigt seine Bemühungen, die Fehler seiner Vergangenheit zu korrigieren.


Die Zuschauer sind Beobachter mit einer omnipräsenten Perspektive, während die Charaktere ihre Entscheidungen basierend auf ihrer begrenzten Sicht treffen. Diese Einschränkung führt oft zu unvollständigen oder gar falschen Entscheidungen.


Zum Beispiel wird dies in der fortlaufenden Fehde zwischen Daniel und Johnny deutlich, deren Missverständnisse und Voreingenommenheiten oft zu unnötigen Konflikten führen.


In "Cobra Kai" wird auch die kognitive Dissonanz offenbart - ein psychologischer Zustand, der auftritt, wenn jemand mit Informationen konfrontiert wird, die seinen Glaubensvorstellungen widersprechen.


Zum Beispiel kämpft Johnny ständig mit der Dissonanz zwischen seiner Loyalität zu seinem Sensei Kreese und seinem wachsenden Unbehagen über die harten Lehren von Cobra Kai.


Kognitive Dissonanz ist oft ein Anzeichen dafür ist, dass wir über unsere Überzeugungen und Handlungen nachdenken sollten, und kann ein Katalysator für persönliches Wachstum sein. Es ist oft ein notwendiger Teil des Lebens und kann uns dazu bringen, tiefer über unsere Werte und Überzeugungen nachzudenken.


„Cobra Kai“ zeigt, wie kognitive Dissonanz uns dazu zwingt sollte, unsere Überzeugungen und Handlungen zu hinterfragen und wenn nötig anzupassen.


Ein weiterer psychologischer Aspekt, der in "Cobra Kai" zur Geltung kommt, ist der "Bestätigungsfehler" (Confirmation Bias).


Dieser tritt auf, wenn Menschen Informationen so interpretieren oder sich diese so aussuchen, dass sie ihre bestehenden Überzeugungen oder Hypothesen bestätigen.


Ein Beispiel dafür ist Daniel LaRousso, der Cobra Kai ständig als Quelle des Bösen sieht, auch wenn es Hinweise auf das Gegenteil gibt. Dies beeinflusst seine Wahrnehmung und sein Handeln und führt oft zu unnötigen Konflikten.


Schliesslich ist "Cobra Kai" ein Zeugnis dafür, dass Menschen Produkte ihrer Erfahrungen sind. Jeder Charakter handelt aufgrund der Lektionen, die er aus seiner Vergangenheit gezogen hat, und versucht, die Wiederholung seiner Fehler zu vermeiden.


Wie Johnny sagt: "Die Vergangenheit ist nicht tot. Sie ist nicht einmal Vergangenheit." Diese Aussage unterstreicht die Bedeutung der Vergangenheit für die gegenwärtigen Entscheidungen und Handlungen.


Zusätzlich zu den bereits genannten Themen betont "Cobra Kai" den "Butterfly-Effekt" - ein Konzept aus der Chaos-Theorie, das besagt, dass kleine Änderungen in den Anfangsbedingungen eines Systems grosse Auswirkungen auf das spätere Verhalten haben können.


Der Begriff stammt aus der Metapher, dass das Flattern eines Schmetterlingsflügels auf einer Seite der Welt einen Tornado auf der anderen Seite auslösen kann.


In der Serie wird der Butterfly-Effekt durch die vielen Entscheidungen und Handlungen der Charaktere dargestellt, die weitreichende und oft unerwartete Folgen haben.


Ein Beispiel dafür ist die Entscheidung von Johnny, Cobra Kai wieder zu eröffnen. Was als kleiner Versuch beginnt, seinem Leben einen Sinn zu geben, setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, die das Leben vieler Menschen in der Stadt auf dramatische Art verändert.


Ein weiteres Beispiel ist die Entscheidung von Daniel, seine eigene Karate-Schule „Myagi Do“ zu eröffnen, als Antwort auf die Rückkehr von Cobra Kai.


Diese Entscheidung führt nicht nur zu einer neuen Generation von Karate-Schülern, sondern auch zu einer Wiederaufnahme der Rivalität zwischen ihm und Johnny, was zu weiteren Konflikten und Herausforderungen führt.


Insgesamt zeigt "Cobra Kai" eindrucksvoll, wie scheinbar kleine Entscheidungen und Handlungen grosse Wellen schlagen und das Leben aller Beteiligten auf unvorhersehbare Weise beeinflussen können.


Dieses Konzept des Butterfly-Effekts unterstreicht die Bedeutung der Verantwortung und Achtsamkeit bei unseren Entscheidungen und Handlungen, da sie nicht nur uns, sondern auch die Welt um uns herum formen können.


"Cobra Kai" setzt sich erfolgreich von vielen anderen aktuellen Serien und Filmen ab, indem es den moralisierenden Ansatz ablehnt und stattdessen eine menschliche und nuancierte Darstellung von Charakteren und Situationen bietet.


Es ist erfrischend, dass die Serie weder mit erhobenem Finger belehrt, noch versucht, uns eine bestimmte Moral aufzudrängen. Stattdessen unterhält sie ihr Publikum, indem sie sowohl die übersteigerte Machokultur der 80er Jahre als auch die übermässig politisch korrekte 'Wokeness' der heutigen Zeit respektvoll aufs Korn nimmt.


Die Serie hält uns einen Spiegel vor, sie zeigt, dass menschliches Verhalten nicht leicht in Kategorien wie "gut" oder "böse", "richtig" oder "falsch" unterteilt werden kann.


Sie betont, dass Menschen vielschichtige Wesen sind, deren Handlungen von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden, und dass diese Handlungen sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben können.


"Cobra Kai" bedient sich zwar gängiger Stereotypen, bricht sie jedoch auf innovative und überraschende Weise. Die Charaktere sind nicht auf ihr Geschlecht, ihre sexuelle Ausrichtung oder ihre Hautfarbe reduziert, sondern werden als komplexe Individuen dargestellt, die in der Lage sind, sowohl heroische als auch weniger bewundernswerte Taten zu vollbringen.


Ein herausragendes Beispiel ist die Figur von Miguel Diaz. Obwohl er als Latino und aus einer einkommensschwachen Familie kommt, wird er nicht als Opfer dargestellt, sondern als talentierter und entschlossener junger Mann, der in der Lage ist, sowohl Siege als auch Niederlagen zu ertragen. Ähnlich verhält es sich mit Tory Nichols, einem weiblichen Charakter, der als aggressiv und kämpferisch dargestellt wird, Eigenschaften, die traditionell mit Männlichkeit assoziiert werden.


Auch die LGBTQ+-Figur von Moon zeigt, dass sexuelle Orientierung nicht das definierende Merkmal eines Charakters sein muss. Sie ist weder das Klischee der bedauernswerten homosexuellen Figur, noch ist sie definiert durch ihre Sexualität allein. Sie ist vielmehr ein vollständig entwickelter Charakter, der sowohl Stärken als auch Schwächen hat.


Durch diese facettenreiche Darstellung von Charakteren hinterfragt "Cobra Kai" bestehende Stereotypen und bietet eine vielfältige und nuancierte Darstellung der menschlichen Erfahrung.


Sie zeigt, dass die Identität eines Menschen nicht auf eine einzige Eigenschaft reduziert werden sollte und dass jeder Mensch das Potenzial hat, sowohl heldenhaftes als auch weniger edles Verhalten zu zeigen.


"Cobra Kai" ist eine tiefe Reflexion über die menschliche Natur, die zeigt, dass moralische Urteile selten einfach sind und dass die Vergangenheit immer eine Rolle in unserer Gegenwart spielt.


Die Serie bietet meines Erachtens eine wertvolle Gelegenheit, wichtige psychologische und philosophische Konzepte zu erforschen und dabei zu erkennen, dass wir alle ein Produkt unserer Erfahrungen sind, formbar und anpassungsfähig, und fähig zur Veränderung und Wachstum.


Hier nun sieben Lehren, die ich aus der Netflix-Serie «Cobra Kai» gezogen habe:


1. Vergangenheit ist wichtig, aber nicht definierend:

"Cobra Kai" lehrt uns, dass, obwohl die Vergangenheit einen Einfluss auf unsere Gegenwart hat, sie uns nicht definieren muss. Wir haben die Möglichkeit, aus unseren Fehlern zu lernen und uns zum Besseren zu verändern.


2. Moralische Ambivalenz:

Die Serie zeigt, dass das Leben selten in schwarz und weiß, gut und böse unterteilt ist. Menschen sind komplexe Wesen mit unterschiedlichen Facetten, die sich in verschiedenen Situationen unterschiedlich zeigen können.


3. Bedeutung kleiner Entscheidungen:

"Cobra Kai" betont den Butterfly-Effekt und zeigt, wie kleine Entscheidungen große Auswirkungen haben können, oft auf unvorhersehbare Weise.


4. Konfliktbetrachtung aus verschiedenen Perspektiven:

Die Serie lehrt, dass viele Konflikte auf unterschiedlichen Perspektiven und mangelndem Verständnis beruhen. Das Bewusstsein für diese Tatsache kann dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden und Empathie zu fördern.


5. Hinterfragen von Stereotypen:

"Cobra Kai" hinterfragt bestehende Stereotypen und zeigt, dass Menschen nicht aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Rasse oder ihrer sexuellen Orientierung definiert werden sollten.


6. Selbsterkenntnis und Wachstum:

Die Serie betont die Bedeutung der Selbsterkenntnis und des persönlichen Wachstums. Sie zeigt, dass Veränderung möglich ist, wenn wir bereit sind, uns selbst zu hinterfragen und zu lernen.


7. Humor als Werkzeug zur Kritik:

"Cobra Kai" nutzt Humor als ein Mittel, um sowohl die Machokultur der 80er Jahre als auch die übermäßige politische Korrektheit unserer heutigen Zeit zu kritisieren. Es lehrt uns, dass wir in der Lage sein sollten, über uns selbst zu lachen und unsere Mängel zu erkennen.


"Cobra Kai" ist die Serie, die unsere gegenwärtige Zeit dringend benötigt - eine Zeit, die von Polarisierung, Intoleranz, Vorurteilen und übermässiger Selbstgerechtigkeit geprägt ist, in der sich viele Menschen moralisch überlegen fühlen und glauben, sie hätten das Recht, anderen zu belehren. In einer Ära, in der oft die Identität der Akteure und nicht der Inhalt ihrer Geschichten im Mittelpunkt steht, liefert "Cobra Kai" eine erfrischende Abwechslung.


In einer Zeit, in der die Cancel-Kultur, übermässige politische Korrektheit, Debatten über kulturelle Aneignung und individuelle Betroffenheit die Film- und Erzählkultur verzerren, bietet "Cobra Kai" einen Kontrast, indem es ernste Themen mit Humor verbindet, ohne dabei respektlos zu sein.


"Cobra Kai" passt perfekt in unsere Zeit, weil es sich von der Fokussierung auf die Identität der Charaktere löst und stattdessen deren Persönlichkeit und Charakter in den Mittelpunkt stellt.


Es präsentiert uns Menschen in all ihrer Vielfalt, mit ihren Stärken und Schwächen, ihren persönlichen Geschichten und Dämonen.


Es zeigt Menschen, die Fehler machen, aber auch lernen und wachsen, und die, wie wir alle, am Ende des Tages nur eines suchen: nämlich glücklich zu sein.


Mit dieser authentischen Darstellung von menschlicher Komplexität und Vielfalt ist "Cobra Kai" eine Serie, die wirklich das Zeug hat, unsere gegenwärtige Kultur und unsere Sichtweise auf uns selbst und andere zu verändern.


So that’s it. Ich hoffe, ich konnte Sie ein wenig zum Nachdenken anregen und vielleicht sogar ein wenig inspirieren.


Lassen Sie mich wissen, was Sie über die Serie «Cobra Kai» denken? Ich freue mich auch sonst über Euer Feedback: Sei es via meiner Webseite, via Mail oder auf dem Postweg.


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