Drei Schritte um sich positiv und nachhaltig zu verändern
In den letzten Wochen hatte ich mehrere Gespräche mit Menschen, die an einem Scheideweg stehen. Menschen, die mit ihrer jetzigen Situation nicht zufrieden sind und deshalb etwas verändern wollen. Aber kann man sich einfach so verändern? Ich denke schon, man muss dabei aber drei spezifische Schritte unternehmen.
Meist hat der Wunsch nach Veränderung mit erlebten Enttäuschungen zu tun. Der Grund für die Enttäuschung ist eigentlich immer eine nicht in Erfüllung gegangene Erwartung. Man hat sich das Leben mit seinem Partner viel romantischer, die Arbeit bedeutend spannender, seine Mitmenschen ehrlicher und die Karriere viel geschmeidiger vorgestellt.
Enttäuschungen und der damit verbundene Wunsch nach Veränderung sind genauso Teil unseres Lebens, wie das gelegentliche Machen von Fehlern oder das Treffen falscher Entscheidungen. Niemand ist davor gefeit.
Nicht selten wird die angestrebte Veränderung durch eine symbolische Handlung, statt durch eine nachhaltige innerliche Veränderung vollzogen. Man ändert die Frisur, lässt sich ein neues Tattoo stechen, verändert die Garderobe, wechselt den Partner, unterzieht sich einer Schönheitsoperation oder stellt die Möbel in der Wohnung um. Kurz später realisiert man, dass man trotz neuer Frisur, grösseren Brüsten oder neuem Tattoo immer noch die gleiche Unzufriedenheit mit sich rumschleppt.
Wenn man aber tatsächlich einen neuen Weg einschlagen und eine neue Reise beginnen will, wenn wir uns tatsächlich entscheidend und fortwährend verändern wollen, dann gibt es meiner Meinung nach einige Massnahmen, die man vorgängig unternehmen sollte.
Drei Schritte zu nachhaltigen positiven Veränderung:
1. Entscheide, was für ein Mensch Du sein willst?
Viele Menschen sind so sehr damit beschäftigt so zu sein, wie es die Gesellschaft und der Zeitgeist vorgibt, dass sie nicht darüber nachdenken, wer sie eigentlich sein wollen. Die Einschätzung darüber, wer wir sind, machen wir indem wir versuchen, uns durch die Augen der Anderen zu betrachten. Wir definieren unser Sein dadurch, wie wir glauben in der Gesellschaft wahrgenommen zu werden. Die sozialen Medien nutzen genau dieses Phänomen, indem sie uns die Plattform bieten uns darzustellen und gleichzeitig uns die Rückmeldungen der Betrachtenden liefern.
Entsprechend den Feedbacks passen wir unser Verhalten, unsere Kleidung unsere Kommentare, unser Verhalten und sogar unsere Art des Denkens an. In der Verhaltensforschung ist der verhaltensverändernde Effekt von Belohnung und Bestrafung schon lange bekannt.
Interessant ist auch die Tatsache, dass wenn man jemanden fragst: "Was bist Du?" wir eigentlich immer eine Berufsbezeichnung als Antwort bekommen. Man könnte meinen, dass wir sind, was wir arbeiten. Aber sind wir wirklich Bäcker, Kaufmann, Journalist oder Zahnarzt? Ist es nicht eher so, dass wir primär einmal ein Mensch sind, ein Mensch mit besonderen uns eigenen Charakter- und Persönlichkeitsmerkmalen. Wir sind doch nicht was wir arbeiten. Vielmehr sind wir Menschen die einen Beruf haben und/oder die eine Ausbildung haben. Genauso müsste man sagen: "Ich habe eine Million" statt: "Ich bin Millionär" oder "ich bin Ehemann und Vater" und nicht "ich habe eine Ehefrau und ich habe Kinder". Schliesslich sind weder der Ehepartner noch die Kinder unser Besitztum.
Damit wir definieren können, wer wir sein wollen, müssen wir uns also zuerst von dem Konzept der Definition unserer Person über das Haben, also über Besitztümer, trennen. Den alles was wir haben, können wir auch wieder verlieren. Was wir sein wollen, ist aber unabhängig von externen Besitztümern, es ist das.
Schlussendlich liegt jeder positiven nachhaltigen Veränderung die Frage zugrunde, wer ich eigentlich sein will. Erst wenn ich mir darüber im Klaren bin, kann ich anfangen mir zu überlegen, was es zu tun gibt, damit ich diese Person werde.
Eine gute Übung um herauszufinden, was man wirklich sein will, ist sich zu fragen, was man sich wünscht, was im Nachruf über uns gesagt werden soll.
Wie viele Leute kennen Sie, bei denen man so etwas sagen müsste?
"Er war stets vom Morgen bis am Abend im Büro, die Wettkämpfe seiner Kinder hat er zwar immer verpasst, dafür hat er jede Deadline bei der Arbeit immer brav eingehalten. Da er sich gesellschaftlich nicht weiter engagierte, hatte er genügend Zeit die Karriereleiter aufzusteigen. Dank seinem Posten im mittleren Management konnte er sich ein schönes Haus, einen Sportwagen und regelmässig Ferien am Strand leisten. Seine Freizeit genoss er im Ausgang oder beim Fernsehen. Keine Folge von Bachelor hat er verpasst, er war ein wahrer Kenner dieser und anderer ähnlicher Fernsehsendungen. Auf den Sozialen Medien war er sehr aktiv. Er kommentierte leidenschaftlich Beiträge, die nicht seiner Meinung entsprachen. Weder auf Facebook noch auf Twitter scheute er eine Auseinandersetzung mit einem Andersdenkenden. Er war auch immer für einen Schwatz über andere Menschen zu haben. Er kannte immer die besten Gerüchte…"
Wäre es nicht toll, wenn über uns gesagt werden könnte:
"Sie war ein guter Mensch, hilfsbereit und grosszügig. Ein Mensch mit einem starken moralischen Kompass. Ein Mensch, der sich seiner Schwächen bewusst war, sich aber stets bemüht hat, sein Bestes für die Menschen und die Gesellschaft zu geben. Ein Mensch, der selbständige gedacht hat und auch den Mut hatte seine Meinung zu vertreten. Sie hat sich in jeder Situation menschlich und grossmütig gezeigt. Sie war ein Vorbild und ein Anker für ihre Mitmenschen. Sie war eine engagierte Bürgerin und eine hervorragende Mutter. Sie war sportlich und gleichzeitig weise. Sie hat während ihrer Lebzeiten die Welt zu einer bessere gemacht. Sie hat den Mut gehabt Dinge anzupacken und auszuprobieren. Wir alle werden Sie vermissen, wir sind aber dankbar, dass Sie ein Teil unseres Lebens war. Wir sind dank ihr reichere Menschen geworden. Sie hat wahrlich ihre Zeit auf Erden nicht vergeudet, sondern das Leben in vollen Zügen ausgekostet…"
Also, schreiben Sie sich doch einmal auf wer Sie überhaupt sein wollen. Nicht was Sie haben wollen! Danach ist es ein Leichtes abzuleiten, was zu tun ist und was Sie haben müssen, um das zu werden, was Sie sein wollen. Denn wir alle wissen eigentlich ganz genau, was es braucht, welche Tugenden es zu leben gilt, um das zu werden, was man sein möchte.
Wenn Sie z.B. ein Musiker sein wollen, dann müssen Sie ein Instrument erlernen und dieses regelmässig üben, wenn Sie in irgendetwas ein Champion werden wollen, dann müssen Sie trainieren, sich gut ernähren, genügend schlafen u.s.w. Wenn Sie ein guter Vater sein wollen, dann müssen Sie sich ihrer Vorbildrolle bewusst sein und diese permanent leben, wenn ich ein respektierter Mensch sein will, dann muss ich selber die anderen Menschen anfangen zu respektieren u.s.w.
Schlussendlich ist die Veränderung ein Top-Down-Prozess. Wenn ich nicht weiss wohin ich gehen will, ist es mir nicht möglich die korrekten Schritte in die richtige Richtung zu machen.
2. Verändere Dein Umfeld
Wenn Sie einmal wissen, wer Sie sein wollen und Sie sich im Klaren sind, welche Schritte es demzufolge zu unternehmen gilt, müssen Sie nicht gleich die Ärmel hochkrempeln und in Aktionismus verfallen. Der zweite Schritt, den es zu unternehmen gilt, damit eine nachhaltige positive Veränderung erreicht werden kann, ist die Veränderung des Umfelds.
Viele Menschen sagen, dass sie ihr Leben ändern wollen, aber sie treffen sich weiterhin noch mit denselben Kollegen, tun dieselben Dinge und leben dieselben Routinen. Aber wenn alles immer noch gleich ist, wie können sie sich dann tatsächlich ändern? Es geht einfach nicht.
Um ein neuer Mensch zu werden, muss Ihre Umgebung Sie dabei unterstützen. Das Umfeld muss mit Ihren Zielen, Ihrem Veränderungswillen in Einklang gebracht werden. Veränderung braucht Mut und Disziplin. Stellen Sie sich vor, wenn sich die Menschen in ihrem Umfeld gegenüber ihrem Wagnis nur negativ äussern, wenn sieIihnen abraten sich weiterzuentwickeln, etwas Neues auszuprobieren oder wenn sie Sie dazu verleiten alte schlechte Gewohnheiten weiterzupflegen. Eine Veränderung ist unter diesen Umständen nicht möglich. Und, lassen Sie sich nicht von anderen Menschen demotivieren. Gut gemeinte Ratschläge, die Sie davon abhalten sollen, etwas anzupacken, gilt es zu ignorieren. Immer vorausgesetzt, Sie haben sich wirklich gut überlegt, wer Sie tatsächlich sein wollen.
Sie müssen Ihr Umfeld und Ihre Umwelt nicht einfach akzeptieren. Es ist an Ihnen günstige Voraussetzungen zu schaffen, damit Sie der Mensch werden können, den Sie sein wollen.
Schaffen Sie sich ein Umfeld, das Ihr emotionales und persönliches Wachstum begünstigt. Umgeben Sie sich mit wohlwollenden und positiven Menschen, die Sie unterstützen.
Schreiben Sie sich einmal auf, wer in Ihrem Bekanntenkreis wirklich zu diesen Menschen gehört. Mit all jene, die nicht dazugehören, gilt es keine unnötige Zeit zu verschwenden.
An dieser Stelle können Sie sich auch gleich fragen, ob die Menschen in Ihrem Umfeld Sie als Person wahrnehmen, die das emotionale und persönliche Wachstum der anderen begünstigt…
3. Erhöhe Deinen persönlichen Massstab
Wenn es Ihnen wirklich ernst damit ist, Ihr Leben zu verbessern, sollten Sie auch Ihre persönlichen Massstäbe höher ansetzen. Nun wo Sie wissen wer Sie sein wollen und ein entsprechend günstiges Umfeld geschaffen haben, sollten Sie auch an sich arbeiten. Es geht dabei nicht darum perfektionistisch zu sein. Nein, es geht darum, dass wir unser Handeln und unsere Gewohnheiten entsprechend unserer Vision von dem Menschen, der wir sein wollen, anpassen.
Persönliche Standards sind Ansprüche, die wir an uns und unser Verhalten stellen. Unsere persönlichen Standards spiegeln sich darin wider, wie wir uns selbst und anderen Menschen gegenüber begegnen.
Ich bin sicher, dass Sie einverstanden mit der Aussage sind, dass es wünschenswert wäre, wenn die anderen Menschen respektvoll, anständig, zuvorkommend, hilfsbereit, verständnisvoll und gelassen wären. Ich bin mir sicher, dass Sie mit mir einverstanden sind, dass es gut wäre, wenn die anderen Menschen nicht tratschen, nicht drängeln, nicht fluchen und den Abfall nicht auf den Boden werfen würden. Es wäre sogar wünschenswert, wenn die Menschen den Abfall, den sie sehen auflesen und ordentlich entsorgen würden.
Ich bin mir auch sicher, dass Sie mit mir einig sind, dass wir als Menschen durch das Lesen wissender, und durch Sporttreiben gesünder und leistungsfähiger werden. Sie würden sicher auch nicht bestreiten, wenn ich behaupte, dass Grosszügigkeit, Zivilcourage und die Bereitschaft zum Vergeben lobenswerte Tugenden sind und, dass ehrenamtliches Engagement in unserer Gesellschaft lobenswert ist.
Dass der Konsum von Alkohol und Drogen unserer Persönlichkeit eher schadet als nutzt, bestreitet wohl auch niemand.
Eigentlich wissen wir alle was es braucht um das zu werden, was wir eigentlich sein wollen. Wir alle wissen, was ein guter Mensch ist und wir alle wünschen uns, dass die anderen Menschen gut sind. Die Frage ist nur, wieso wir es denn eigentlich nicht umsetzen. Ganz einfach, weil wir die Standards an uns selber nicht hoch genug ansetzen und wir uns an der breiten Masse ausrichten. Es muss uns aber egal sein, wo der Durchschnittsmensch seinen Massstab ansetzt, das Einzige was zählt sind wir selber. Wir sollten uns bemühen, die bestmögliche Version von uns zu sein, egal wie gut die anderen sind. Das schlechte Verhalten der anderen, auch wenn diese in der grossen Mehrheit sind, rechtfertig es nicht, dass ich meine eigenen moralischen und ethischen Standards verrate.
Es ist klar, dass es Mut braucht seine eigenen Prinzipien, seine eigenen Standards zu leben. Es ist viel einfacher mit dem Strom zu schwimmen. Je tiefer Sie die Ansprüche an sich selber legen, desto grösser ist die Gefahr, dass Sie dem schlechten Einfluss anderer Menschen zum Opfer fallen. Solche Momente, wo Sie Ihren eigenen Prinzipien untreu werden, nur um mit dem Strom zu schwimmen, sind verpasste Chancen um für sich selbst einzustehen. Und wenn Sie es verpassen, für Ihre Prinzipien und Überzeugungen einzutreten, dann zerstören sie gleichzeitig ihr Selbstwertgefühl. Warum? Weil Sie sich im Nachhinein dafür schämen, dass Sie entgegen besserem Wissen, nicht das Richtige gemacht haben.
Veränderung hat also auch mit Selbstachtung zu tun. Je höher ich die Ansprüche an mich setze, desto stärker wird meine Selbstachtung. Wir müssen nicht perfekt und fehlerfrei sein, wir müssen aber zumindest versuchen jeden Tag besser zu werden und uns Stück für Stück unserem hohen Standard annähern.
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