Problemlösung: Was wir von Wespen lernen können
Entdecken Sie, wie ein Sommergrillfest mit Regierungsbeamten zu unerwarteten Einsichten über menschliche Wahrnehmung und Problemlösung führte. Erfahren Sie, was wir von Wespen lernen können, die sich unfähig zeigten, aus einem Glas zu entkommen, und wie wir ähnliche Barrieren in unserem Leben überwinden können. Fünf Fünf Tipps und drei No-Gos zur Problemlösung.
In diesem Post möchte ich eine nachdenkliche Geschichte mit Ihnen teilen, die sich diesen Sommer ereignet hat, bei einem Event, das man als Grillfest bezeichnen könnte – allerdings mit einigen der einflussreichsten Personen unserer Bundesverwaltung.
Während wir das gemütliche Beisammensein im Freien genossen, fiel mir etwas Störendes auf. Einer der anwesenden Beamten – ein sehr hochrangiger Regierungsmitarbeiter, weder aus dem Militär noch aus meinem politischen Umfeld – vergnügte sich auf seltsame Weise. Er hatte ein grösseres Glas, eine Art Marmeladenglas, das zuvor mit Früchten gefüllt war und nun einige Wespen angezogen hatte. Als die Wespen in das Glas hineingekrochen waren, entschied er sich, die Öffnung zu verschliessen, indem er einen Teller darauf stellte, sodass die Wespen keinen Ausweg hatten.
Ich beobachtete das Ganze aus der Ferne, innerlich hin- und hergerissen. Der Beamte schien belustigt. Er war offensichtlich fasziniert und hatte ein sadistisches Lächeln, während er zusah, wie die Wespen verzweifelt am Boden herumkrabbelten, unfähig die Situation zu begreifen.
Diese Tierquälerei beschäftigte mich, und ich überlegte, was ich tun sollte. Eine Szene zu machen schien mir unpassend, aber das Ganze liess mir keine Ruhe. Nachdem sich die Gäste nach dem Essen von den Tischen erhoben und sich in im Garten verteilt hatten und der Beamte seinen Platz verlassen hatte, sah ich meine Gelegenheit. Ich ging ruhig zum Glas und nahm den Teller von der Öffnung, in der Hoffnung, dass die Wespen schnell hinausfliegen würden. Doch zu meiner Überraschung taten sie das nicht. Sie krabbelten weiterhin am Boden des Glases entlang, stiessen immer wieder mit dem Kopf gegen das Glas. Sie erkannten nicht, dass der Weg nach draussen nun frei war, es schien als wären sie nicht in der Lage zu erkennen, dass alles was sie tun müssten ist nach oben zu fliegen. Ich nahm dann das Glas drehte es um und schüttelte es leicht und schon flogen die Wespen in die Freiheit.
An dieser Stelle möchte ich kurz erklären, warum das so ist. Das ist kein Mythos – es hat einen wissenschaftlichen Grund. Wespen und viele andere Insekten orientieren sich hauptsächlich seitlich in ihrer Umgebung. Sie bewegen sich nach vorne, indem sie den Horizont als Orientierung nutzen. Ihre Augen sind darauf ausgelegt, Bewegungen und Räume auf einer horizontalen Ebene wahrzunehmen, was ihnen hilft, Blumen, Nester und andere Orientierungspunkte zu finden. Diese seitliche Orientierung hindert sie jedoch daran, vertikale Fluchtwege, wie die offene Oberseite eines Glases, zu erkennen. Genau deshalb kämpften die Wespen weiter, obwohl der Ausweg direkt über ihnen lag.
Als ich darüber nachdachte, wurde mir klar, dass wir Menschen oft genauso handeln. Wir finden uns in Situationen gefangen, fixiert auf die Hindernisse direkt vor uns, ohne die Lösungen zu sehen, die nur einen kleinen Wechsel unserer Perspektive erfordern. Wie die Wespen brauchen auch wir manchmal einen Anstoss – eine kleine Veränderung –, um zu erkennen, dass der Ausweg in Reichweite ist. Wie der Stoiker Epiktet sagte: "Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern unsere Ansichten über die Dinge." Oft ist es unsere Wahrnehmung, die uns einschränkt, nicht das Problem selbst.
Was können wir also tun, wenn wir uns in unseren eigenen metaphorischen Gläsern gefangen fühlen? Hier sind fünf einfache, aber kraftvolle Schritte, um uns zu befreien:
1. Mach einen Schritt zurück – wörtlich oder im übertragenen Sinne. Wenn du dich von einem Problem überwältigt fühlst, nimm Abstand. Geh spazieren, ändere deine Umgebung oder halte einfach inne. Abstand bringt Klarheit, und Klarheit führt zu Lösungen. In der Bibel steht in Psalm 46, Vers 10: "Seid still und erkennt, dass ich Gott bin." Manchmal findet man in der Ruhe die Antworten.
2. Betrachte das Problem neu. Anstatt Hindernisse als unüberwindbar zu sehen, betrachte sie als Chancen für Wachstum. Frag dich: „Was kann ich aus dieser Herausforderung lernen?“ Hindernisse sind oft Wegweiser zu Wachstum und Weisheit. Wie Marcus Aurelius in Meditationen schrieb: "Das Hindernis für die Handlung fördert die Handlung. Was im Weg steht, wird der Weg." Probleme sind keine Blockaden – sie sind der Weg nach vorn.
3. Suche nach anderen Perspektiven. Frage andere um Rat – Freunde, Mentoren, sogar Leute, die anders denken als du. Neue Blickwinkel können verborgene Wege aufzeigen und helfen, die Begrenzungen deiner eigenen Denkweise zu überwinden.
4. Schlaf eine Nacht drüber. Unterschätze niemals die Kraft eines guten Schlafs. Wenn du mit einem schwierigen Problem konfrontiert bist, lass dein Unterbewusstsein daran arbeiten, während du schläfst. Wie James A. Garfield sagte: "Das Licht selbst ist ein großartiges Korrektiv. Tausend Ungerechtigkeiten und Missstände, die im Dunkeln gedeihen, verschwinden wie Eulen und Fledermäuse vor dem Licht des Tages." Oft bringt ein neuer Tag Klarheit und Lösungen, die uns zuvor verborgen waren.
5. Meditiere oder bete. Wende dich an die Weisheit, an die du glaubst – sei es Gott, die Weisheit der Vorfahren oder die Lehren grosser Persönlichkeiten. Frag dich: „Was würde Marcus Aurelius in dieser Situation tun?“ oder „Wie würde Nelson Mandela damit umgehen?“, "Was würde mein bester Freund in dieser Situation reagieren?". Solche Reflexionen können Klarheit und Stärke bringen.
Aber genauso wie es Dinge gibt, die du tun solltest, gibt es auch Dinge, die du nicht tun solltest:
1. Greife nicht zu Alkohol oder Drogen, um deinen Problemen zu entfliehen. Diese Substanzen betäuben vielleicht vorübergehend den Schmerz, aber sie trüben das Urteilsvermögen und verhindern, dass du das Problem direkt angehst. Sie lösen das Problem nicht – sie verschlimmern es nur. In Sprüche Kapitel 20, Vers 1 steht: "Der Wein ist ein Spötter, starkes Getränk führt zum Lärmen, und keiner, der sich berauscht, ist weise."
2. Lass dich nicht von Wut oder Frustration leiten. Wut löst nichts. Emotionale Reaktionen trüben oft das Urteilsvermögen und verschärfen das Problem. Bewahre Ruhe, kontrolliere deine Emotionen und lass dich von deinem Verstand, nicht von deinen Gefühlen, leiten. Seneca sagte weise: „Der Zorn, wenn er nicht gezügelt wird, schadet uns oft mehr als die Verletzung, die ihn hervorgerufen hat.“
3. Verfalle nicht in Selbstmitleid oder suche nach Ausreden. Es ist leicht, sich selbst zu bemitleiden, wenn man vor Schwierigkeiten steht, aber das ist Energieverschwendung. Keine Ausreden, kein Selbstmitleid. Übernimm Verantwortung und stelle dich der Herausforderung. Erkenne, dass Probleme oft verkleidete Gelegenheiten sind.
Denke daran, das Glas ist offen. Alles, was du tun musst, ist, nach oben zu schauen und hinauszufliegen. Genau wie die Wespen ist der Weg zur Freiheit oft näher, als es scheint. Wenn du die richtigen Schritte gehst und die Fallen emotionaler Reaktionen und Ausreden vermeidest, wirst du feststellen, dass du zu viel mehr fähig bist, als du denkst.
Nun möchte ich dich herausfordern. Das nächste Mal, wenn du vor einem Problem stehst, das wie eine Sackgasse wirkt, starre nicht nur auf die Hindernisse vor dir – halte inne, atme tief durch und schaue nach oben. Wende einen der fünf Schritte an, die ich hier beschrieben habe. Vielleicht ist es so einfacher, einen Schritt zurückzutreten, um Klarheit zu gewinnen, oder du suchst eine neue Perspektive von jemandem, dem du vertraust. Lass dich nicht von den Grenzen deiner aktuellen Sichtweise einschränken. Die Lösungen sind oft da – du musst nur deinen Blickwinkel ändern.
Ich fordere dich auf: Nimm dir in den kommenden Tagen eine Herausforderung in deinem Leben vor und wende diese Prinzipien bewusst an. Betrachte das Problem neu, hole dir andere Meinungen ein, schlafe eine Nacht darüber und gib nicht nach, wenn die Emotionen hochkochen. Übernimm die Kontrolle über deine Gedanken und Entscheidungen.
Es ist Zeit, aufzuhören, gegen das Glas zu stoßen. Die Welt ist viel grösser als das Glas, in dem du dich vielleicht gerade befindest. Also schau nach oben und flieg hinaus. Der Himmel wartet auf dich.
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Herzlichen Dank!!
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